Drei Wahlgänge waren nötig, ehe Christian Wulff sich am 30. Juni 2010 gegen Joachim Gauck durchsetzen konnte und zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt wurde. Seine Nominierung für dieses Amt war ebenso umstritten wie die Sparpolitik und die gleichzeitige Anhebung der Diäten für die Landtagsabgeordneten zu seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen.
Die ersten politischen Gehversuche startete der am 19. Juni 1959 in Osnabrück geborene Christian Wulff in der Schüler-Union. Er bewies bereits drei Jahre nach seinem Parteieintritt (1975) Führungsqualitäten und leitete die Schülerorganisation der Unionsparteien von 1978 bis 1980 als Bundesvorsitzender. Gleichzeitig arbeitete Wulff von 1979 bis 1983 im Bundesvorstand der Jungen Union (JU), deren Landesvorsitz er 1983 bis 1985 innehatte. In den Landesvorstand berief die Partei ihn 1984. Zehn Jahre später wurde der Jurist Landesvorsitzender und 1998 einer von insgesamt vier stellvertretenden Bundesvorsitzenden.
Dass drei Anläufe nötig waren, ehe Christian Wulff 2010 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, dürfte den ehemaligen Ratsherren der Stadt Osnabrück an den Weg in das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten erinnert haben. Nach zwei vergeblichen Versuchen 1994 und 1998, bei denen er sich Gerhard Schröder geschlagen geben musste, schaffte er es schließlich 2003 und erneut 2008, sich als jüngster Ministerpräsident an die Spitze der Landesregierung zu setzen.
Der überraschende Rücktritt von Horst Köhler am 31. Mai 2010 setzte die Parteien unter Zugzwang. CDU und FDP stellten Wulff als ihren Kandidaten vor. Ein Schritt, der selbst innerhalb der Koalition infrage gestellt wurde. Seit der Amtseinführung als Bundespräsident ruht die CDU-Mitgliedschaft des zweifachen Familienvaters auf seinen Wunsch hin.
Verantwortung zu übernehmen, hat Christian Wulff schon früh gelernt. Als 16-Jähriger pflegte er seine Mutter, als sie an Multipler Sklerose erkrankte, und übernahm die Erziehung seiner sieben Jahre jüngeren Schwester. Für Feten habe er wenig Zeit gehabt, sagt Wulff heute. Trotz der Belastung schaffte er sein Abitur mit 1,9 und studierte Jura mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht. Sein Credo in der Politik lautet schlicht: „Greife niemals in ein Wespennest, doch wenn du greifst, dann greife fest.“ Die nötige Kondition für seine Arbeit holt sich der liberale Konservative beim Joggen, die nötige Ruhe in der Familie. „Kinder sind ein Geschenk Gottes“, sagt der in zweiter Ehe mit Bettina (geb. Körner) verheirate Patchworkvater. Schwach wird er übrigens bei Pasta und Vollmilchschokolade.