Machtfuchs oder Polit-Rambo…?
Keine Person in Baden Württemberg ist dermaßen mit der bundesweit aufgenommenen Protest-Bewegung „Stuttgart 21“ verknüpft und wegen des Polizeieinsatzes vom Oktober 2010 umstritten und in „politischer Gefahr“ wie Stefan Mappus. Mappus ist seit dem 20. November 2009 Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg und wurde wenig später, am 10. Februar 2010, Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Stefan Mappus ist seit dem 20. November 2009 Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg und wurde wenig später, am 10. Februar 2010, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Nachfolger von Günther Oettinger. Der nun wurde überraschend im Februar 2010 EU-Kommissar für Energie.
Während es Oettinger mit einer CDU-Palast-Revolte noch schaffte, Nachfolger des Landesvaters Erwin Teufel z werden, und er in dieser Rolle zu einem deutlichen Plus an Popularität kam, sieht es für Mappus trotz der Querelen um Stuttgart 21, wenige Woche vor der neuerlichen Landtagswahl in BaWü recht mau aus.
Stefan Mappus (CDU) ist laut einer Forsa-Umfrage bundesweit kaum bekannt. Die Frage „Wer ist Mappus?“ beantwortete in einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Erhebung für das Magazin „Stern“ nur ein Drittel der Bürger (32 Prozent) auf Anhieb korrekt. 68 Prozent konnten spontan nicht sagen, dass er der Regierungschef von Baden-Württemberg ist, berichtete das Blatt weiter.
Und dabei ist im Südwesten am 27. März 2011 Landtagswahl. Von denen, die den CDU-Politiker richtig zuordnen konnten, wünschten laut Mitteilung lediglich 22 Prozent, dass er in seiner Partei künftig eine größere Rolle spielt. Auch bei den Anhängern der Union, die ihn kannten, sprachen sich nur 41 Prozent dafür aus. Die übrigen Unions-Wähler lehnten dies ab (46 Prozent) oder hatten keine Meinung (13 Prozent).
Mappus, geboren am 4. April 1966 in Pforzheim, besuchte von 1972 bis 1976 die Grundschule in Mühlacker-Enzberg und machte sein Abitur 1985 am Theodor-Heuss-Gymnasium in Mühlacker.
Nach einer Lehrer zum Industriekaufmann bei der Standard Elektrik Lorenz in Pforzheim leistete er ab 1987 seinen Grundwehrdienst beim Raketen-Artilleriebataillon 122 in Philippsburg, das damals der 12. Panzerdivision unterstellt war.
Mappus studierte von 1988 bis 1993 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Hohenheim zum Diplom-Ökonom.
Von 1993 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Uni Hohenheim. Seine berufspraktische Erfahrung machte er bis 1997 in Teilzeit, als er im Vertrieb für Anlagen der Telekommunikation bei der Siemens AG in Stuttgart Beschäftigt war.
Ein erster Arbeitgeber, der ihm wohl die Option versprach, zurück kehren zu dürfen, wozu er allerdings im August 2010 erklärte, er wolle die Beurlaubung zum Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2011 auslaufen lassen.
Mappus ist evangelisch und wuchs auf in der Familie, für die der Vater als Schuhmacher in Mühlacker-Enzberg arbeitete. Mappus ist seit 2001 verheiratet mit Susanne Verweyen-Mappus, die aus Kleve stammt und die als ehemalige Landesgeschäftsführerin der CDU Baden-Württemberg ihre politische Laufbahn nahm; die beiden haben zwei Söhne und wohnen in Pforzheim. Stefan Mappus hat seit 2009 den Flugschein und ist Hobbypilot auf einer Cessna.
Politische Laufbahn
Stefan Mappus trat 1983 in die Junge Union und 1985 in die CDU ein; er wurde Kreisvorsitzender der Jungen Union, Mitglied im Landesvorstand der Jungen Union Baden-Württemberg; Kreisvorsitzender der CDU und von 2005 bis 2009 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg. Seit 20. November 2009 ist Stefan Mappus Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg.
Er war Gemeinderat in Mühlacker und auch Kreisrat im Enzkreis; seit 1996 ist Stefan Mappus MdL für den Wahlkreis Pforzheim im Landtag von Baden-Württemberg.
Seiner ‚politischen Gegnerin‘ bei der Landtagswahl 2001, der Bundestags-Abgeordnete und SPD-Landesvorsitzende Ute Vogt als Spitzenkandidatin um das Amt der Ministerpräsidentin im selben Wahlkreis reichte deren Wahlergebnis jedoch nicht. Dabei legte die SPD zwar landesweit um 8,2 Prozentpunkte zu, und Ute Vogt erreichte im Wahlkreis sogar einen Stimmenzuwachs um 13,5 Prozentpunkte, doch reichte dies weder für ein Direktmandat noch für ein Zweitmandat über die SPD-Landesliste, obwohl sie 1998 im Wahlkreis Pforzheim das Direktmandat erlangt hatte, zog deshalb 2001 nicht in den Landtag ein und blieb auch nach den Wahlen 2005 Mitglied des Bundestags.
Von 1998 bis 2004 war Mappus Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt und Verkehr und von 2004 bis 2005 Umwelt- und Verkehrsminister.
Im Jahr 2000 machte ihn Ministerpräsident Erwin Teufel zum Interregio-Beauftragten, der für die Deutsche Bahn einen Eigenbetrieb Regionalverkehr gründen sollte, um Ersatz für die entfallenden IR-Züge zu schaffen.
In einer Kampfabstimmung gegen Peter Hauk wurde Mappus am 21. April 2005 Nachfolger von Günther Oettinger und Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Die Landtagswahl im März 2006 bestätigte ihn in diesem Amt.
Nach dem Ruf an Günther Oettinger für die schwarz-gelbe Bundesregierung EU-Kommissar zu werden, war Mappus im Oktober 2009 bereit Oettingers Nachfolger als werden zu wollen. Landespräsidium und der Landesvorstand der CDU trugen die diese Nominierung mit. Mappus wurde damit auch Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2011 und im November 2009 neuer Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg.
Ins Amt gewählt wurde Mappus am 10. Februar 2010 mit den Stimmen von 83 von 137 Stimmen; die Koalition aus CDU und FDP verfügte dabei über 84 Sitze.
Der umstrittene Trauerrede von Günther Oettinger, die dieser 2007 zum Tod von Hans Filbinger hielt, folgte eine Kampfansage der SPD. Deren MdL Thomas Knapp machte auch Mappus schwere Vorwürfe, dass dieser unter anderem „am rechten Rand fische“.
Die von Mappus bezüglich der Äußerung eingeforderte Unterlassungserklärung lehnte Knapp ab, worauf Mappus mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung nachfasst, der aber vom Landgericht Karlsruhe im. Mai 2007 abgelehnt wurde.
Gesellschaft und Weltsicht
Wie Mappus gesellschaftspolitisch denkt und wie er eingestellt ist, machte auch mit einer Aussage zum ‚Christopher Street Day Stuttgart‘ deutlich, den er als „abstoßend“ bezeichnete.
Mit ihm seien Prozent der Fraktion der Auffassung, so Mappus 2005, dass das „frivole, karnevaleske Zurschaustellen von sexuellen Neigungen, wie es bei dieser Veranstaltung geschieht“, ein Problem sei.
Er kritisierte im Sommer 2009 die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD), die ein Adoptionsrecht für Homo-Paare gefordert hatte, „Kinder sind denkbar ungeeignet für Experimente im Bereich der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und bedürfen dem besonderen Schutz der Gesellschaft“.
Mappus war und ist auch gegen eine Möglichkeit, dass Lebenspartnerschaften in den Trauzimmern der Standesämter geschlossen werden können. Dazu warf ihm der Tübinger OB Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen) im Oktober 2009 vor, Mappus, habe zu verantworten, „dass sich schwule und lesbische Paare in baden-württembergischen Kfz-Zulassungsstellen trauen lassen“ müssten.
Und auch in seiner Heimatstadt Pforzheim entpuppte sich Mappus als ‚Hardliner‘; hatte er versucht die umstrittene Ausstellung ‚Neofaschismus in der BRD‘ zu verhindern, weil mit deren Exponaten wohl auch einigen Politikern inhaltliche Nähe zum Rechtsextremismus unterstellt werden konnten.
Ministerpräsident Mappus ließ sich im Februar 2010 vom Koalitionspartner drängen, dass die der Landesregierung angebotene Daten-CD zu Steuerhinterziehungen weder vom Land Baden-Württemberg gekauft, noch an das Bundeszentralamt für Steuern weitergeleitet würden. Dafür handelte er sich Kritik sowohl aus eigenen Reihen als auch von der Opposition ein.
Politische Positionen und Überzeugungen
http://www.stefan-mappus.de/uploads/media/Der_Mitte_gerecht_werden.pdf
http://www.stefan-mappus.de/uploads/media/Eine_urprivate_Entscheidung.pdf
http://www.stefanmappus.de/uploads/media/Moderner_buergerlicher_Konservatismus.pdf
http://www.stefan-mappus.de/person/ueberzeugungen.html