Unzufriedenheit oder Enttäuschung? Kritik oder Frust? – Bei der Klimaschutzkonferenz in Doha waren die teilnehmenden Naturschutzverbände jedenfalls gar nicht zufrieden mit den „klima-diplomatischen“ Ergebnissen der Konferenz . Denn auf die bisherige Art und Weise ist weiterhin „verzweifelt zu reklamieren“, dass die durchschnittliche Erderwärmung nicht auf unter zwei Grad zu halten sei.
Wer allerdings in Mitteleuropa schon Ende November seine Heizkörper aufdrehen muss und wer gleich drauf mit Schneeschippen dran ist, dem eröffnet sich ein ironisches Bild zum Tun und Lassen derer, die als Vertreter von rund 200 Staaten am Persischen Golf um die Zukunft des Weltklima rangen.
So ist der NABU, der Naturschutzbund Deutschland, sehr enttäuscht, weil in Doha viel heiße Luft produziert wurde, statt sich auf wirksame Maßnahmen zu verständigen, durch die klimaschädliche Emissionen zu reduzieren sind.
So sei es beim Streit um die Fortsetzung des Kyoto-Protokolls den meisten Ländern nicht mehr um den Klimaschutz gegangen, sondern auch darum, überschüssigen Emissionsrechten zu halten.
Für die Zeit nach 2020 gefährden diese Altlasten dann auch die Integrität des angestrebten Klimaabkommens, weil die Staaten nicht den Ausstoß von Kohlendioxid verringern, sondern sie sich weiterhin von ihren Klimaschutzverpflichtungen freikaufen können..
In der Erkenntnis, dass weltweit die Treibhausgas-Emissionen aus der Landnutzung zu rund 30 Prozent zum Klimawandel beitragen, wäre es also sinnvoll, betroffene Länder zu unterstützen, damit dort vermieden wird, Wälder abzuholzen und Feuchtgebiete und Moore zu zerstören.
Denn natürliche Kohlenstoffspeicher zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften, ist das riesige Potenzial für den Natur- und Klimaschutz.
Verhandlungen darüber wurden in Doha jedoch ‚vertagt‘ und darüber, auf eine natur- und klimaverträgliche Landwirtschaft in den Industrieländern umzustellen, wurde gar nicht gesprochen.
Verpasste Chancen, die man sich eigentlich nicht mehr leisten kann. Wie aber soll ein 2013 ein politischer Prozess gestartet werden, der höhere Klimaschutzziele als bislang vereinbart und der Maßnahmen gegen klimaschädliche Emissionen von Ruß, Ozon, Fluorkohlenwasserstoffe und Methan ergänzt? Für viele Vertreter in Doha ist es dann auch ein „Skandal“, dass zum internationalen Flug- und Schiffsverkehr wieder nichts beschlossen wurde.
Was wird mit Rösler und Altmaier?
Die kommenden beiden UN-Klimakonferenzen in Warschau und Paris sind schon terminiert, doch wird Bundesumweltminister Peter Altmaier weiter mit dabei sein. Mit seinem Kollegen aus Singapur hatte er in Doha zwar versucht, den Knoten in den der Verhandlungen zu lösen, doch Europa muss sich grundlegend anders aufstellen.
Wer wie der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler ein europäisches 30-Prozent-Klimaziel und die „Reparatur des Emissionshandels“ ablehnt, darf sich nicht wundern, dass Polen die Haltung der europäischen Union blockiert.
Das sieht international zerstritten aus, lässt eine Führungsrolle im Klima- und Ressourcenschutz nicht zu und enttäuscht wichtige Partner in den Entwicklungsländern.
Die finanziellen Zusagen durch Deutschland und Großbritannien reichen künftig nicht, wenn nicht auch eine verlässliche Planung dafür gibt, den Beitrag Europas zur internationalen Klimaschutzfinanzierung zu steigern.
Wenn die Staatengemeinschaft weiter zögert, werden Überschwemmung von Küstenstädten und kleinen Inselstaaten immer wahrscheinlicher. In wenigen Jahren könnten Hunderttausende Menschen heimatlos werden. Und dann trägt die EU eine große Mitschuld, weil wegen Polens Haltung höhere Klimaschutzziele verweigert werden.
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