Eine betriebswirtschaftliche Stilblüte aus dem Wirtchaftskunde-Unerricht an einem tchnischen Gymnasium hat vor Jahren die Runde und sich sogar verfestigt: Umsatz ist Gewinn mal 100! –
Wie immer man sowas versucht zu rechnen, es führt zu nix. Dies zu vermeiden, wird zum Schuljahr 2016/2017 in Baden-Württemberg Wirtschaft als Pflichtfach eingeführt. Doch der neue Bildungsplan erfährt gleich auch Kritik vom Philologenverband.
Macht also das Musterländle den Anfang, wenn das Fach „Wirtschaft und Berufsorientierung“ ab der siebten, in Gymnasien ab der achten Klasse an allen weiterführenden Schulen Pflichtwird: in Gymnasien drei Wochenstunden, in Real- und Gemeinschaftsschulen sogar fünf Wochenstunden.
Waren Wirtschafts- und Finanzthemen bislang in „Sozialwissenschaft“ oder „Wirtschaft und Politik“ eingebunden, sollen wirtschaftliche Kenntnisse zu Geld, Preise und Markt, Konsum, Versicherungen, Kredit und Zinsen jetzt im separaten Schulfach unterrichtet werden.
Öffentlich wurde die Debatte um wirtschaftliche Inkompetenz durch eine 17-jährige Schüler, die 2014 „postete“, dass sie keine Ahnung von Steuern oder Versicherungen habe, aber eine Text-Analyse auf vier verschiedenen Sprachen verfassen könne…
Noch aber wird diskutiert, ob es denn die Arbeitgeberverbände sein dürfen, die für eine rein ökonomische Ausrichtung plädieren und die dann stark aus Inhalten der Volks- und Betriebswirtschaftslehre besteht.
Dagegen sprechen sich Soziologenverbände wie auch die Bundeszentrale für politische Bildung für einen soziologisch-ökonomischen Ansatz aus, bei dem wirtschaftliche Fragen in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext eingebettet werden.
Und schließlich sind es Elternverbände, die wollen, dass das Fach praktisch ausgerichtet ist und ihre Kinder dabei „etwas fürs Leben lernen“.
Inzwischen ist der baden-württembergische Lehrplan 28 Seiten langen Bildungsplan, und erläutert die Lehr -und Lernziele des Schulfachs Wirtschaft.
Dabei hat die beauftragte Arbeitsgruppe jedoch den Blcik aus Praktische vernachlässigt, denn die Freiheiten des Europäischen Binnenmarktes, die Instrumente der Verbraucherpolitik oder die Interessen von Kreditgebern passen gar nicht ins Lebensbild eines 13-Jährigen.
Kaufvertrag, Garantie, Rechnung und Kredit kommen wohl zu kurz, denn nur sieben von 50 Unterrichtseinheiten vermitteln tatsächlich „Handlungskompetenz“. Einkommen, Steuern und deren Erklärung – eher Fehlanzeige.
Wer nun soll all das unterrichten? Und mit welchen Materialien? Welcher Einfluss von Unternehmen ist statthaft und akzeptabel, wo noch ein Lehrbuch fehlt?!
Und auch Lehrer sind skeptisch, weil man „Wirtschaft nicht von politischen, ethischen und sozialen Inhalten trennen darf.“ Denn innerhalb des neuen Fachs soll auch die „berufliche Orientierung“ gelehrt werden, was aber suggeriere, „dass man nur in der Wirtschaft Karriere machen kann. Aber was ist mit den sozialen oder den künstlerischen Berufen?!
Seltsam, dass bei den Schülern das Fach Wirtschaft gut ankommt und die Wahl weniger auf Leistungskurse für Geschichte und Gemeinschaftskunde fällt.
Doch in einer Marktwirtschaft gelten nun mal Angebot und Nachfrage…
Fazit: Man wundert sich als pensionierter Oberstudienrat für BWL und VWL dann zuletzt darüber, dass ausgerechnet die grün-rote Landesregierung das Fach Wirtschaft für die Sekundarstufe I will.
Wehe wenn das statt Rot-Gründ die CDU eingeführt hätte, das hätte sicher Proteste gegeben…
Schreibe einen Kommentar