Vermögen ist die Gesamtheit aller Sach- und Geldwerte, die dem Betriebszweck dienen… Würde man dieses besteuern, würde dies die Investitionen, die Beschäftigung, die Ersparnisse und das Wirtschaftswachstum in Deutschland dämpfen. So jedenfalls sieht man dies – kommentarlos übernommen – im aktuellen Newsletter namens BAULETTER für Handwerksbetriebe.
Und „außerdem würde das Steueraufkommen sinken, denn die Einnahmen aus der Vermögensteuer gingen einher mit größeren Verlusten bei Einkommen- und Konsumsteuern“. Insgesamt Ergebnis eines Gutachtens als „Ökonomische Bewertung verschiedener Vermögensteuerkonzepte“, das das ifo Institut und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY für das SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) verfasst haben
Kein Wort jedoch dazu, wie man grundsätzlich Freibeträge einbaut, welche Tarif angedacht sind und welche Ausnahmen gelten sollen, aber Hauptsache man lamentiert, dass „die Einführung einer Vermögensteuer wie eine massive Erhöhung der Ertragssteuersätze (wirkt), mit dem zusätzlichen Nachteil, dass die Vermögensteuer auch dann gezahlt werden muss, wenn der Ertrag aus dem Vermögen negativ ist“, resümiert ifo-Präsident Clemens Fuest *).
Was ja „professoral“ klar ist, wenn man dem Gewerbe, der Industrie und dem Handel nahe steht.
Und deshalb schwadroniert man Lobby-istisch weiter: Eine Vermögensteuer würde selbst bei hohen Freibeträgen und einer Privilegierung von Unternehmensvermögen Produktion und Beschäftigung langfristig und spürbar beeinträchtigen.
Ja, klar doch, Herr Professor, das machen alle Steuern. Auch die Lohnsteuer, die die Kaufkraft übers Realeinkommen mindert.
Was aber wäre schlimm dran, wenn „bei einem Vermögensteuersatz von 1% …mit einer Dämpfung der jährlichen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 bis 0,35 Prozentpunkten in den ersten acht Jahren zu rechnen“ wäre???
Wohin will die Wirtschaft noch wachsen, wo doch die unselbständig Beschäftigten so gut wie nichts davon haben, wenn höhere Produktivität mehr Umsatz und höheren Gewinn bei gleichen Fertigungslöhnen schafft… ? – SIEMENS lässt grüßen.
Doch Fuest‘s Grund ist, „dass die Vermögensteuer die Investitionsanreize sowie die Anreize zur Kapitalbildung spürbar mindern würde. Dies würde sich negativ auf die Produktionskapazitäten auswirken. Insbesondere bei ausländischen Investoren – wohl wie beim Chinesen ? – ist nach Einführung einer Vermögensteuer mit einer Kapitalflucht aus Deutschland zu rechnen.
Und Fuest rechnet auch gleich weiter: Bei einem Vermögensteuersatz von 0,4% auf Unternehmensvermögen, 1% auf Immobilien- und Finanzvermögen sowie einem Freibetrag von einer Million Euro (2 Millionen bei Zusammenveranlagung) würden 14 Mrd. Euro an Vermögensteuern eingenommen. Dem stünden aber (unbwiesene!!) Verluste bei anderen Steuern in Höhe von 44 Mrd. Euro gegenüber.
Das Steueraufkommen wäre damit 30 Mrd. Euro niedriger, so meint Prof. Fust, wonach die Investitionen langfristig um knapp 9% niedriger ausfallen würden, die Beschäftigung um 1,9% und das Niveau der Wirtschaftsleistung um 4,5% niedriger wäre als ohne die Steuer.
Und schließlich das Fazit des Ökonomie-Professors: Die Vermögensteuer beeinträchtige Kapitaleinkommen stärker als Arbeitseinkommen. Daher würde das Verhältnis der Kapital-Einkommen einschließlich der Unternehmensgewinne zum Arbeitseinkommen von 36 Prozent auf 33% sinken.
Das jedoch, so die Befürworter einer V.Steuer, wäre nun mal gar nicht schlimm.
Doch für ein bestelltes Gutachten gilt wohl eher:
Quod erat demonstrandum…Was zu beweisen war.
*) Kein Aprilscherz am 1.4.2016
Nach 17 Jahren Hans-Werner Sinn an der Spitze des ifo Instituts folgte ihm als Nachfolger Clemens Fuest am 1. April 2016 als Präsident des ifo Instituts. Gleichzeitig übernahm Clemens Fuest von Sinn den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), die Leitung des dortigen Center for Economic Studies (CES) und die Geschäftsführung der gemeinsamen Tochter CESifo GmbH. Clemens Fuest war seit 2013 Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und dort auch Professor.
Er studierte VWL in Bochum und Mannheim und promovierte in Köln 1994 zu einer „Fiskalverfassung für die Europäische Union“. 2001 folgte die Habilitation in München zum Thema ‚Steuerpolitik und Arbeitslosigkeit‘. Im gleichen Jahr wurde er in Köln Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften. Von 2008 bis 2013 war er Professor für Unternehmensbesteuerung und Forschungsdirektor des Centre for Business Taxation der Universität Oxford.
Schreibe einen Kommentar