Als sich neulich ein gebürtiger Schwarzwälder bezüglich seines Charakters und seiner stur-bockigen Haltung als „alemannischen Taliban“ einordnete, war den Zuhörern gleich klar: Das ist und wird kein Großstädter. Und dabei wächst in zahlreichen deutschen Großstädten die Zahl der Bevölkerung gegen den allgemeinen Trend. Was aber ist es, das solch ein „Wachstum“ beeinflusst und woran liegt es, das Städte plötzlich wieder „Anziehungskraft“ bekommen?
Als aktuell laufendes Verfahren untersucht das Bonner Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Rahmen eines Forschungsprojekts, ob denn und wie sich zehn wachsende deutsche Großstädte miteinander vergleichen lassen: Aachen, Bonn, Dresden, Freiburg, Ingolstadt, Jena, Karlsruhe, Köln, München und Potsdam.
Als Zwischenergebnis gilt, das sich jeweils der lokale Arbeitsmarkt positiv entwickelte sowie die Tatsache vorhandener Universitäten und Fachhochschulen – all das zieht neue Einwohner an.
In den benannten Städten überwiegt dann folglich auch der Zuzug junger Menschen zwischen 18 und 29 Jahren.
Wesentlicher Faktor für lokale Attraktivität ist der Studie zufolge eine Infrastruktur mit zentralen Bildungs- und Kulturangeboten, Betreuungs-, Gesundheits- und Serviceleistungen, die allesamt schnell erreichbar sind. Kommt dazu noch ein historisches Stadtbild, das das Ambiente mit prägt, und eine Naherholung im Umland, dann passt das halt mit der Anziehungskraft der Stadt.
Doch kein Positivum ohne Kehrseite, denn das lokale Bevölkerungswachstum geht einher mit einem zunehmend angespannten Wohnungsmarkt. Und was Studenten eh schon lange wissen, gilt in zunehmendem Maß eben für die studentisch geprägten Quartieren: steigende Mieten, kleine Wohneinheiten sind längst knapp, Kommunen suchen engagiert und gezielt nach weiterem Wohnraum in den Innenstadtlagen, indem Baulücken geschlossen oder Industriebrachen umgenutzt werden.
Bis im Herbst 2011 will der BBSR die Endergebnisse der Studie vorlegen; was fehlt ist die nähere Erklärung für die Anziehungskraft der Städte, die Aspekte der Anforderungen an eine Stadtentwicklung, die ausgewogen und sozialverträglich ist und die die Ressourcen schont.
Weiter Infos unter www.bbsr.bund.de unter „Veröffentlichungen“.
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