Täglich streift die deutlich schwerfällige, weil auch übergewichtige Witwe O. durch die badische Kleinstadt, öffnet mit einem griffsicheren Trick entlang der vier Fußgängerzonen die Mülleimer von innen, um an Pfandflachen zu kommen, die jemand anderem unwichtig wurden.
Und dabei ist Witwe O. noch längst nicht Rentnerin, denn weil ihr Mann noch mit 40 verstarb, sie der Erziehung des Sohnes allein nicht mächtig war und sie ihrer bescheidenen Fähigkeiten wegen wohl keine Beschäftigung finden kann und konnte, sucht und sammelt sie Pfandflaschen, um über die Runden zu kommen. Kein seltenes Bild mehr in deutschen Innenstädten.
Nur noch ein Drittel der Bürger glaubt, vom Altersruhegeld später gut leben zu können. Pensionäre ab Beamten-Besoldungsgruppe A 10 ausgenommen. Wie aber, so fragen sich junge Arbeitnehmer, soll und kann man für immer mehr ältere Menschen aufkommen?
Und so stemmen sich Rentner gegen diese Ungerechtigkeit. Auch mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, wo eine Rente gefordert wird, die Altersarmut verhindert.
Der Lösungsvorschlag: auch Beamte und bisher nicht gesetzlich versicherte Selbständige sollen in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Und wer „besser verdient“ soll künftig mehr zahlen.Damit würden die Kosten für die Rente solidarischer finanziert und es wäre mehr Geld für alle da.
Kommt nun diese Petition zum richtigen Zeitpunkt?
Möglich, denn auch die SPD hat ihr Rentenkonzept für den Wahlkampf vorgestellt: Selbstständige sollen nach den SPD-Plänen künftig einbezogen werden, Beamte aber immer noch nicht.
Mit dem Ergebnis der Petition will man auch Ministerin Nahles konfrontieren: Menschen, die alle erschüttert sind, wenn Ältere von ihrer Rente nicht leben können.
Die Aktivisten sind überzeugt: Engagement lohne sich. Doch noch hört man auf der Straße, dass „viele Menschen Angst haben, im Alter arm zu sein, oder von einem armseligen Leben mit mickriger Rente“…
Das berührt zwar, doch muss sich wohl auch jeder Ruheständler fragen lassen, wie er denn seine Vita in den vergangenen 45 Jahre gestaltet hat:
- warum wurde keine Ausbildung angestrebt,
- was war mit der ehelichen Trennung nach sieben Jahren,
- waren die konsumigen Ansprüche über Ratenkredite immer angemessen,
- wie oft war man der Nachahmung wegen zu teuer und zu oft im Urlaub,
- war das Fahrzeug nicht stets eine Nummer zu groß und zu wichtig,
- musste man die Woche über eine Stange Zigaretten rauchen,
- ersetzte man nicht eine gelungene Erziehung mit dem ständig neuen Kauf von Plastik-Shit fürs Kinderzimmer…
Wenn nun auch wissenschaftlich die Auswirkungen der „Rente für alle“ wissenschaftlich untersucht werden, kann folgendes rauskommen:
durch die Einbeziehung von Beamten und Selbständigen könnte der Anstieg der Beiträge gebremst werden und das Rentenniveau trotzdem steigen.
Noch heißt es, hartnäckig zu bleiben, um in der Rentendebatte einen Unterschied zu machen. Darf doch nicht sein, dass in einem reichen Land immer mehr Menschen im Alter zum Amt gehen müssen, statt ihren Lebensabend mit einer auskömmlichen Rente in Würde leben zu können.
PS:
Eine „große Mehrheit der Deutschen“ stehe hinter dem, was Rentner Wolfgang Domeier fordert. Knapp 80 Prozent sind dafür, Beamte und Selbständige in die Rente einzubeziehen. Das müsse sichtbar werden! Mit seiner Petition möchte er der Politik zeigen, dass sich eine überwältigende Mehrheit diese solidarische Lösung wünscht.
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